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Teil 5: Karpfenfischen in stehenden Gewässern

Jetzt geht es endlich los: Nachdem wir uns in den ersten vier Folgen der Serie mit allerhand Technik und Theorie beim Karpfenangeln beschäftigt haben, steht nun der erste Angeltrip an. Dabei geht es in dieser Ausgabe um stehende Gewässer. Die grundsätzliche Vorgehensweise ist jedoch bei allen Gewässern gleich.


Stellensuche

Teiche und kleinere Seen eignen sich wunderbar dazu, erste Erfahrungen beim Karpfenfischen zu sammeln. Meist handelt es sich hierbei um Vereinsgewässer mit einem guten Bestand an kleinen bis mittelgroßen Karpfen. Nachdem die Ausrüstung komplett ist, sollte man sich nun langsam Gedanken machen, wo man nun fischt, sprich man sollte nach einer erfolgversprechenden Stelle Ausschau halten. Dazu kann man erst mal mit einem Fernglas und einer Lotrute "bewaffnet" um den Teich gehen. Interessante Plätze zum Fischen auf Karpfen finden sich meist schnell. Dies könnte zum Beispiel eine Insel, ein Seerosenfeld, eine Schilfbank, oder ein Ein- oder Auslauf sein. An solchen Stellen halten sich fast immer Karpfen auf.
Andere Hot-Spots findet man allerdings erst nach gründlichem Suchen bzw. Ausloten. Dazu gehören vor allem Muschelbänke und Unterwasserhindernisse.
Hat man sich für eine Stelle entschieden, kommt jetzt die (hoffentlich) mitgebrachte Lotrute zum Einsatz. Dazu eignet sich entweder eine Karpfenrute, oder aber eine stabile Steckrute mit Wurfgewicht um die 80 g. Die Rute ist mit einem Blei und einer gut sichtbaren Pose oder Wasserkugel bestückt (siehe Zeichnung).

Montagen für die Lotrute
Zwei Montagen zum Ausloten

Man wirft nun die Angelstelle an und findet erst mal heraus, wie tief es dort eigentlich ist. Nachdem man eine "Grundtiefe" ermittelt hat, versucht man nun, die nähere Umgebung auf Unebenheiten zu untersuchen. Erfahrungsgemäss gute Stellen sind immer Kanten, an denen der Boden entweder abfällt oder ansteigt, bzw. Plateauartige Erhebungen, die oft dicht mit Muscheln bewachsen sind. Einfacher geht das Ausloten natürlich mit Boot und Echolot. In den meisten Kleingewässern wird eine solche Aktion allerdings nicht gerne gesehen bzw. sie ist verboten !!! Außerdem hat nicht gerade jeder Anfänger das nötige "Kleingeld" für eine solche Investition.

Vorbereitungen

Schließlich hat sich eine vielversprechende Stelle gefunden und es kann losgehen. Gut ist es natürlich, wenn man schon einige Infos von anderen Anglern bekommen hat, um sich ein ungefähres Bild über die Größe und Dichte des Karpfenbestandes zu machen. Weitere Fragen könnten sein: Wie alt ist das Gewässer ?, wann wurden die ersten Karpfen besetzt ?, Was gibt es hier sonst noch für Fischarten (speziell: Raub- und Weißfische)und in welcher Menge/Größe ?. Das alles ist nämlich wichtig für die Entscheidung, wie viel man an der Stelle füttert, bzw. was für Köder man verwendet.
Ein Beispiel: Ein Gewässer mit einem guten Karpfen- und einem sehr dichten Weißfischbestand vor allem an großen Brassen. Hier sollte man die Futtermenge nicht zu knapp bemessen, da die Brassen sicher einiges "verputzen" werden, bevor der erste Karpfen vorbei kommt. Außerdem wäre es auch nicht schlecht, wenn die Köder etwas größer ausfallen und schön hart sind, falls man nicht vorhat, die ganze Nacht eine Brasse nach der anderen zu fangen !!!
Fazit: ca. 1 kg 18-24 mm Boilies und zusätzlich 1-2 kg Mais füttern. Weitere Tipps über Futtermengen im Teil 3.
Als nächstes stellen sich viele die Frage: Soll ich ein paar Tage vorfüttern oder soll ich gleich losgehen ?
Eine generell gültige Antwort kann ich dazu nicht geben. Die meisten Gewässer in Deutschland sind sicherlich schon von Boilieanglern "besucht" worden, so dass man davon ausgehen kann, dass die Karpfen Boilies im allgemeinen sofort als Nahrung akzeptieren werden. Andererseits kann es nicht schaden, ruhig ein paar Tage vorzufüttern. Die Chancen auf einen Karpfen werden dadurch sicherlich verbessert und man hat meistens auch mehr Vertrauen in die Stelle, was ja auch nicht so unwichtig ist ! Lange Futteraktionen an einer Stelle können dagegen oft nach hinten losgehen: Bei Gewässern mit einem dichten Weißfischbestand und vielen kleinen Karpfen stellen sich gerade diese Fische und nicht der ersehnte Großfisch an der Futterstelle ein und machen die Stelle kaputt.

Der erste Angeltrip

Ob nun mit oder ohne Vorfüttern, jetzt soll gefischt werden. Die dazu nötigen Angelgeräte sind bereits in Teil 1 und Teil 2 beschrieben werden, daher hier nur noch eine kurze Auflistung von Dingen, die man nicht vergessen sollte:

  • Vormontierte Ruten, Kescher, Abhakmatte.
  • Kleinteile wie Vorfachmaterial, Bleie, Haken usw.
  • Köder und Futter in ausreichender Menge.
  • Zelt, Liege, Schlafsack.
  • Kocher, Kochgeschirr, Besteck.
  • Genügend zu Essen und zu Trinken.
  • Ausreichend warme und wasserdichte Kleidung, ggf. Watstiefel oder Wathose.
  • Eine Taschenlampe und ggf. Ersatzbatterien.

Für die erste Session an einer neuen Stelle sollte man ruhig eine Dauer von 24 Stunden, besser noch ein ganzes Wochenende einplanen. Das hat den Vorteil, dass man in dieser Zeit wohl irgendwann auch mal eine Beißzeit miterleben "darf" und dann spätere Sessions evtl. darauf abstimmen kann. Es gibt zwar auch Stellen, an denen es rund um die Uhr beisst, meistens kristallisieren sich jedoch bestimmte Zeiten heraus, an denen besonders viele Bisse kommen. Dies sind oft entweder die späten Abend- oder die frühen Morgenstunden. Tagsüber ist oft nur wenig los. Es empfiehlt sich, alle Beobachtungen und Fänge in einem Fangbuch zu protokollieren. Hierfür bietet sich auch Carp-Base - das elektronische Fangbuch für Karpfenangler - an. Dies hat zudem noch den Vorteil, dass man Auswertungen über Beißzeiten und Durchschnittsgewichte problemlos erstellen kann.
Am Angelplatz angekommen wird zunächst einmal alles aufgebaut und vorbereitet. Die Ruten werden beködert und ausgeworfen. Dabei empfiehlt es sich, die Köder etwas zu verteilen, damit man möglichst zwei oder drei interessante Ecken abdeckt, z.B. eine Muschelbank und eine davor liegende Mulde. Wenn sich dann herausstellt, dass alle Bisse auf der Muschelbank kommen, dann kann man auch die anderen Ruten dort platzieren. Ich lege immer gerne eine von meinen drei Ruten etwas abseits von der Hauptstelle. Gerade diese Rute hat oft schon sehr gute Fische gebracht. Nun wird noch etwas angefüttert, 20-30 Boilies pro Rute und evtl. ein paar Partikelköder sollten reichen. Nun heißt es warten !
Der erste Biss: nun sollte man erst mal ruhig bleiben ! Gut ist es wenn es einem gelingt, den Fisch schnell von der Futterstelle zu entfernen, man sollte den Bogen aber auch nicht überspannen, da die ersten Fluchten eines Karpfens meist auch recht heftig sind. Während des Drills gibt es einige Gefahren:

  • Der Karpfen setzt sich in einem Unterwasserhindernis oder in einem Busch fest. Manchmal hilft es hier, die Schnur locker zu lassen und zu warten, bis der Karpfen von selbst wieder rausschwimmt. Wenn man ein Boot zur Hand hat, lässt sich der Fisch meist recht gut freibekommen. Ansonsten hilft nur noch bloße Gewalt. Dabei kann man den Karpfen entweder lösen, oder aber wenigstens die Montage, im schlimmsten Fall reißt die Hauptschnur irgendwo durch und der Fisch ist weg !
  • Der Karpfen schwimmt durch die Schnüre der anderen Ruten. Dem kann man vorbeugen, indem ein Kollege, schnell die Ruten herausholt, oder indem man versucht, die Rutenspitzen möglichst tief abzusenken und damit auch die Schnüre. Falls der Karpfen in der Schnur fest hängt, ist das , mal abgesehen vom Schnursalat nicht so tragisch. Kritisch wird es nur, wenn sich der Haken der anderen Rute, durch den Zug irgendwo am Boden festsetzt. Dann hat man nämlich ein echtes Problem !!!
  • Im Uferbereich geht es dann oft noch mal zur Sache. Der erste Blickkontakt mit dem Angler gibt dem Karpfen noch einmal Energie für eine starke Flucht. Daher sollte man die Bremse so locker eingestellt haben, dass man diese auch abfangen kann.
  • Schließlich wird der Karpfen ruhiger und der Kescher, der hoffentlich in Reichweite ist, sollte schon mal ins Wasser gelegt werden. Wenn es dann soweit ist, sollte IMMER DER KARPFEN ÜBER DEN KESCHER gezogen werden. Es sollte auf keinen Fall versucht werden, mit dem Kescher dem Karpfen hinterher zu jagen !!!

Der erste Karpfen liegt nun hoffentlich im Netz. Er sollte sorgfältig behandelt werden, d.h. zum Fotografieren und Wiegen den Fisch immer feucht halten und auf einer weichen Unterlage lagern ! Dies gilt natürlich für große UND kleine Karpfen. Für viele sogenannte "Großfischjäger" zählen leider nur Karpfen ab 20 oder 30 Pfund. Kleine Karpfen werden als lästig und minderwertig betrachtet und nicht mit der nötigen Sorgfalt behandelt. Dabei sollten diese Leute sich mal klarmachen, dass der 5 Pfünder von heute vielleicht einmal der 30 Pfünder von "morgen" wird. Natürlich fängt jeder von uns lieber nur große Karpfen, aber gerade in der Anfangszeit wird man auch viele kleine Karpfen fangen.
Nachdem der Fang nun hoffentlich wohlbehalten ins nasse Element zurückgesetzt wurde, kann die Rute wieder neu beködert und ausgeworfen werden. Jetzt wird noch etwas nachgefüttert und dann geht es wieder in die Warteposition.
Da die Bisse oft in der Dunkelheit kommen, sollte man sich seinen Platz tagsüber genau auf etwaige Fluchtmöglichkeiten und Hindernisse für Karpfen anschauen. Es ist auch gut, wenn man sich schon mal einen Plan macht, was man machen kann, falls sich der Fisch festsetzt (s.o.). Wichtige Utensilien wie Kescher, Unhooking Mat und Taschenlampe sollten auch bereitliegen. Es gibt nichts schlimmeres, als wenn man nachts alleine fischt und nicht an den Kescher herankommt !!! Am besten ist es sicherlich gerade in der Anfangszeit, mit einem Angelkollegen zusammen fischen zu gehen, damit immer, falls Probleme auftreten sollten, Hilfe zur Hand ist. Außerdem wird es dann beim Warten auf den Biss auch nicht so langweilig !

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