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Teil 1: Grundlagen

Einführung

Kaum eine andere Art des Fischens hat in den letzten Jahren so viele Anhänger gefunden wie das Karpfenfischen mit Boilies und Partikelködern. Ursprünglich nur in England praktiziert, schwappte die Welle bald auf Europa über und verbreitete sich zunächst vor allem in den Benelux Ländern. Ab Mitte der achtziger Jahre begann auch ein Deutschland eine neue Ära: Mit der Einführung der Haarmethode und Veröffentlichungen über einen neuen "Wunderköder" Namens Boilie begannen zunächst einige wenige, sich mit dieser Art des Angelns zu beschäftigen. Als sich dann bei diesen Anglern erste Erfolge einstellten, wurden viele Kollegen hellhörig und versuchten es auch einmal mit einer Tüte Fertigboilies. Viele von diesen Zeitgenossen mussten aber feststellen, dass das mit dem Boilieangeln doch nicht so einfach ist und der Köder alleine nicht gleich ein Garant für eine erfolgreiche Session ist. So gaben viele Angler nach den ersten erfolglosen Versuchen auf, während andere viel mit Ködern und Montagen experimentierten und regelmäßig gute Fische fingen. Es waren zunächst vor allem die englischen Karpfenangler, die das Karpfenfischen in Deutschland bekannt machten. An dieser Stelle seien nur einige Namen wie Kevin Maddocks, Rod Hutchinson und Kevin Nash genannt.
In den letzten Jahren bildete sich aber zunehmend auch eine deutsche Karpfenszene, mit all ihren guten und schlechten Seiten. Viele Angler beschäftigen sich schon fast "hauptberuflich" damit, dem Karpfen nachzustellen und immer neue Rekorde aufzustellen.
Mit der steigenden Nachfrage an Angelgeräten entstand auch ein ganz neuer Markt. Viele Firmen stellen ausschließlich Artikel für den Karpfenangler her. Musste man sich in der Anfangszeit noch oft mit selbstgebastelten Provisorien behelfen, so gibt es heute ein fast unüberschaubares Angebot an nützlichem und auch unsinnigem Zubehör.
Als die ersten Berichte über Rekordfänge in französischen Gewässern bekannt wurden, starteten Karpfenangler aus ganz Europa und wollten "mal eben" auch einen 50 Pfünder fangen. Aber auch jetzt mussten viele feststellen, dass Fische dieser Größenordnung auch in Frankreich nicht einfach in den Kescher springen und dass einem Rekordfang oft eine sorgfältige und mühsame Vorbereitung sowie eine gehörige Portion Glück vorausgegangen war.
Für die meisten Karpfenangler sind Fische im Bereich von über 40 Pfund jedoch immer noch Utopie und auch 20 oder 30 Pfünder werden nicht unbedingt von jedem von uns gefangen. Man sollte aber den Angler nicht an der Grösse seiner Fische messen. Ein eingesetzter 40 Pfünder aus einem kleinen Teich kann oft leicht gefangen werden, ein natürlich herangewachsener 20 Pfünder aus einem großen See oder aus Fluss oder Kanal ist oft hart erkämpft. Wichtig ist doch vor allem, dass wir dieses wunderbare Hobby genießen, ob nun mit großen oder kleinen Fischen, und dass wir immer daran denken:

Auch Karpfenfischen ist "nur" ein HOBBY, nicht mehr und nicht weniger!



Haken

Der Haken ist ein absolut notwendiges Teil für jede Art der Angelei (mal abgesehen vom Aalpöddern !). Beim Karpfenfischen werden an den Haken folgende Anforderungen gestellt:
1. Er sollte scharf sein.
2. Er sollte stabil genug sein, um Karpfen der erwarteten Grösse zu landen.
Heute kann man die Haken grob in zwei Kategorien einteilen:
1. Der "traditionelle" schwarze Haken (z.B. Partridge Z17).
2. Die neuen nicht so schnell rostenden Modelle mit chemisch geschärfter Spitze (z.B. Owner, Hayabusa usw.).
Das Angebot an Karpfenhaken ist riesig und die meisten dieser Haken sind empfehlenswert. Die Auswahl des Hakens ist meist auch Geschmacksache. Haken mit denen der eine gut fängt, gefallen dem anderen überhaupt nicht und umgekehrt. Man sollte daher am besten selbst ausprobieren, welcher Haken einem am besten "liegt".
Ich persönlich beschränke mich mittlerweile auf wenige Hakenmuster:

1. Drennan Boiliehook für die meisten Standardsituationen.

2. Owner Flyliner oder baugleicher Hayabusa Haken für Popup Montagen.

3. Partridge Z17 (WS-Boiliehook) für die Angelei mit großen Ködern.

Diese Hakentypen haben sich bei mir gut bewährt und ich kann sie mit gutem Gewissen empfehlen.
Da die Modelle Nr. 1 und 2 eine sehr scharfe Spitze haben, die bei Kontakt mit Steinen oder Muscheln stumpf wird, sollte man diese nach jedem Wurf kontrollieren.
Hier sind die drei Haken abgebildet:

Hakenformen
Hayabusa - Drennan Boiliehook - Partidge Z17


Vorfachmaterial

Für das Vorfach kommt in erster Linie geflochtenes Material zum Einsatz. Hier gibt es mittlerweile von diversen Firmen gute Produkte, für jede Situation passend.
Es gibt Vorfächer mit leicht auftreibenden, mit neutralen und mit sinkenden Eigenschaften, wobei diese Eigenschaft meiner Meinung nach nur geringfügig, wenn überhaupt eine Rolle spielt. Üblich sind Stärken von 10-25 lbs, je nach Gewässer und Fischbestand. Die Vorfachlänge kann stark variieren von ultra-kurzen 10 cm für bestimmte Bolt-Rigs bis hin zu 40 cm und mehr z.B. bei starkem Krautbewuchs oder bei Oberflächenmontagen. Meist kommt man aber mit Vorfachlängen von 20-30 cm gut aus. Meine Empfehlung: Kryston Silkworm in 12 oder 15 lbs - ein echter Klassiker, sehr weich und dünn im Durchmesser und trotzdem stabil und verlässlich. Wie bindet man nun den Haken ans Vorfach ? Darüber haben sich schon unzählige Leute den Kopf zerbrochen. Es gibt einige verlässliche zum Teil aber auch sehr komplizierte Knoten. Hier ist ein einfacher und verlässlicher Knoten abgebildet:

Knoten

Wirbel

Meist wird ein Wirbel als Bindeglied zwischen Vorfach und Hauptschnur eingesetzt. Dazu verwendet man am besten stabile Tönnchenwirbel mit rundem Öhr. Ob man zusätzlich einen Karabiner oder ein Snap Link einsetzt, ist Geschmackssache. Ich habe jahrelang keinen Snap Link benutzt, da ich dadurch einige Fische verloren habe. Seit einiger Zeit benutze ich diesen aber wieder und habe bis jetzt keine Probleme damit gehabt.


Schnur

An die Hauptschnur werden folgende Anforderungen gestellt:
1. Sie muss abriebfest sein.
2. Sie sollte sich gut werfen lassen.
3. Sie sollte weich sein.
Weniger wichtig ist die Tragkraft der Schnur. Das klingt zunächst einmal etwas merkwürdig. Ich meine damit natürlich nicht, dass es vollkommen unwichtig ist bei welcher Belastung die Schnur reißt. Man sollte sich nur nicht in erster Linie an den tollen Tragkraftwerten einer Schnur orientieren. Schnüre mit sehr hoher Tragkraft sind meist vorgestreckt und haben daher nur noch eine sehr geringe Elastizität. Diese Schnüre kommen für das Karpfenfischen nicht in Frage. Stattdessen sollte man eher eine nicht vorgestreckte Schnur wählen. Diese Schüre sind wesentlich besser geeignet, da sie Fluchten besser abfedern und eine kurzzeitige Überdehnung nicht "übelnehmen". Ein weiterer Vorteil ist, dass diese Schnüre auch wesentlich günstiger sind, und eine 1000 m Spule nur etwa 30,- DM kostet. Ich verwende folgende Marken: Berkley Big Game Line und Kevin Nash Power Plus. Auch wenn diese Schnüre sehr robust sind, sollte man regelmäßig speziell die ersten Meter regelmäßig auf Schäden überprüfen und ggf. abschneiden. Außerdem sollte man in regelmäßigen Abständen einen Schnurwechsel durchführen, denn nichts ist ärgerlicher, als ein durch mangelhafte Schnur verlorener Biggie !
Die Tragkraft der Hauptschnur sollte 10-15 lbs betragen in Sonderfällen auch mehr, selten weniger. Für hindernisfreie Gewässer und leichtes Gerät würde ich 10 lbs empfehlen, für die Flussfischerei 15 lbs.


Snag Leader / Schlagschnüre und Co

In bestimmten Situationen ist es erforderlich, noch eine zusätzliche Schnur zwischen Vorfach und Hauptschnur zu binden:
1. Wenn man mit einer relativ dünnen Schnur und einem schweren Blei auf weite Distanz werfen will benutzt man eine sog. Schlagschnur. Die Aufgabe der Schlagschnur ist es, eine Überlastung bzw. einen Schnurbruch der dünnen Hauptschnur beim Wurf zu verhindern. Dazu muss diese Schnur eine höhere Tragkraft haben, als die der Hauptschnur. Dafür kommt entweder ein 5-6 m langes Stück herkömmlicher Angelschnur der in der Stärke 0,35-0,40 mm, oder noch besser ein gleichlanges Stück Dyneema der Stärke 0,25-0,30 mm in Frage. Dyneema hat aufgrund des dünneren Durchmessers den Vorteil, dass der Verbindungsknoten zur Hauptschnur sehr dünn ausfällt und daher den Wurf nicht beeinträchtigt.
2. Ein sog. Snag Leader hat die Aufgabe, einen Schnurbruch durch Muscheln oder Unterwasserhindernisse zu verhindern. Dazu benötigt am entweder eine Nylonschnur in Stärken von 0,50 mm oder mehr oder ein spezielles Snag Leader. Beispiele hierfür sind Kryston Quicksilver (sehr gut, aber leider auch sehr teuer !) oder Amnesia (billig, aber steif wie ein Draht und dick im Durchmesser, dadurch sehr schlechte Wurfeigenschaften). Außerdem kann man auch Dyneema in Stärken ab 0,30 mm verwenden. Die Länge des Snag Leaders ist abhängig von den Hindernissen, sie kann zwischen 3 m und 100 m oder mehr liegen.
Meine Empfehlung: Dyneema in der Stärke 0,30 mm lässt sich noch gut werfen und hält auch bei starken Muschelbänken sicher.


Bleie

Da man in erster Linie mit dem Grundblei fischt und das Posenfischen, wenn auch manchmal durchaus erfolgreich, eher selten betrieben wird, ist auch hier das Angebot an Bleien in verschiedensten Formen, Gewichten und Farben entsprechend groß. Zunächst einmal muss man sich über die Wahl des Bleis nicht allzu große Gedanken machen. Wichtig ist hier vor allem: Kann ich mit dem ausgewählten Blei an die Futterstelle werfen und (bei Strömung) bleibt dies dort auch liegen ?
Wenn man sich etwas näher mit den verschiedenen Modellen beschäftigt kommt man zu folgender Einteilung nach der Form:
1. die klassische Carp-Bomb, mit Birnen- oder Tropfenform - für die meisten Situationen geeignet.
2. Kugelbleie - haben die Eigenschaft, dass der Karpfen beim Anheben des Bleis immer das volle Gewicht anhebt und sich dadurch besser hakt.
3. Weitwurfbleie mit Torpedoform (z.B. Zipp Bleie) - wenn es um den letzten Meter geht !
4. Strömungsbleie mit abgeflachter- oder Flossenform (z.B. Trilobe Blei) - für das Fischen in Flüssen und Kanälen.
Diese Grundformen gibt es als Wirbelblei, d.h. mit eingegossenem Wirbel zur Befestigung, oder als Inline-Blei, also mit durchgehender Bohrung, die es erlaubt, Anti-Tangle Schläuche durchzuführen. Diese Anti Tangle Variante eignet sich hervorragend für weite Würfe, da das Blei eine sehr ruhige Flugbahn aufweist und außerdem der Anti Tangle Schlauch ein Verheddern des weichen Vorfaches weitgehend verhindert.
Kommen wir nun zum Gewicht des Bleis: Hier ist man, was die Obergrenze angeht in erster Linie durch das Wurfgewicht der Rute limitiert. Beim Flussfischen in Ufernähe kann man dieses Wurfgewicht auch mal überschreiten, ohne dabei einen Rutenbruch befürchten zu müssen, man sollte sich aber auch klarmachen, dass eine solche Überbelastung bei kraftvollen Würfen nicht angebracht ist. Denn meist wirft man damit auch nicht weiter als mit dem Idealgewicht und außerdem kann dabei dann schnell mal die Rute zu Bruch gehen. Andererseits sollte das Blei auch nicht zu leicht sein. Auch wenn man viele Stellen noch mit einem leichten erreichen kann, sollte man bedenken, dass das Blei ja auch eine Funktion beim Haken des Fisches hat und diese Funktion kann es nur erfüllen, wenn es ein entsprechendes Gewicht hat. Viele Experten fischen daher immer mit Gewichten um 100g. Das wiederum erfordert allerdings auch Ruten von mindestens 3 lbs Testkurve. Aber solche "Trümmerstöcke" sind nicht unbedingt jedermanns Sache.

Bleiformen
Birnen-, Kugel-, Weitwurf-, und Strömungsblei

Tipps zur Auswahl des Bleis:

Gewässer

Entfernung

Rute

Bleigewicht

Teiche/Seen

bis 60 m

2-2,25 lbs

50-60 g

Teiche/Seen

bis 100 m

2,5-3,0 lbs

80-100 g

Teiche/Seen

über 100 m

3,5-4,0 lbs

110-150 g

Flüsse/Kanäle

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3,0-4,0 lbs

60-200 g



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