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Lac de Madine - Ein Angeltrip mit Fisherman Holidays

Die Firma Fisherman Holidays hat mehrere Privatgewässer in Frankreich, Holland und Deutschland. Am Lac de Madine, einem öffentlich zugänglichen See in der Nähe von Metz, gibt es die Möglichkeit, reservierte Angelstellen zu buchen. Ich habe zusammen mit zwei Freunden eine Woche am Lac de Madine verbracht. Der Bericht schildert unsere Erfahrungen und gibt Tipps zu diesem interessanten Karpfengewässer.

14.6.99:
Um 6 Uhr starten wir, Christian, Heiner und ich, mit zwei vollgeladenen Kombis von Hannover in Richtung Frankreich, Ziel: der 1100 ha große Lac de Madine, ein wahres Binnenmeer in der Nähe von Metz. Nach dem obligatorischen Stau vor Frankfurt kommen wir schließlich nach 7 Stunden am 650 km entfernten Madine an. Ein erster Blick auf den See zeigt bereits, dass man hier Probleme mit Kraut hat, ein Mähboot ist bemüht, wenigstens den Badebereich krautfrei zu halten. An der Rezeption von Madine 2-3 erkundigen wir uns nach Alain Renard, der uns unsere Plätze zeigen soll. Nach einer freundlichen Begrüßung fahren wir zu der Angelstrecke. Dieser ca. 1 km lange Uferabschnitt beherbergt insgesamt 12 Angelstellen, an denen jeweils maximal 2 Angler fischen können. Wir haben Glück, denn in dieser Woche sind wir die einzigen Angler und so können wir uns einen Angelplatz aussuchen. Die ersten 3 Stellen sind in einem Wald, die anderen Plätze liegen auf einer Wiese. Wir entscheiden uns für zwei Stellen im Wald, Heiner sitzt auf Platz 1, während Christian und ich auf Platz 3 fischen. Alle Stellen sind über eine für den öffentlichen Verkehr gesperrten Strasse gut mit dem Auto zu erreichen. Sanitäre Anlagen befinden sich auf dem benachbarten Campingplatz, der ca. 400 m von der Angelstrecke entfernt ist. Die nötige Angellizenz (ca. 130,- DM für 2 Wochen), besorgt uns Alain. Er berichtet uns auch, dass in der letzten Woche insgesamt 35 Karpfen bis 46 Pfund gelandet werden konnten. Das macht uns Mut, denn der Lac de Madine ist nicht gerade ein leichtes Gewässer. Dafür ist die Chance auf einen sehr großen Karpfen allerdings nicht schlecht: 40-Pfünder werden regelmäßig gefangen, der Seerekord liegt bei 70 Pfund. In dem Moment, wo wir unsere Autos ausladen wollen, gibt es erst mal ein schönes Gewitter und so verbringen wir schon ganz ungeduldig noch 30 Minuten im Auto. Als das Gewitter vorbei ist, beziehen wir endlich unsere Stelle. Alle Angelplätze sind mit einer Art Umzäunung aus Holzbalken markiert. Der Angelplatz ist sehr sauber, wir bekommen auch gleich einen Müllsack ausgehändigt damit es so bleibt. Während wir erst einmal unsere Zelte aufbauen (auch Domes erlaubt), zieht bereits das nächste Gewitter auf. In kürzester Zeit weicht der eigentlich sehr harte Lehmboden auf und ich fühle mich schon an den Schlamm am Lac du Der erinnert. Glücklicherweise zieht auch dieses Gewitter nach einer Stunde ab und wir können nun die Ruten und die Boote klarmachen. Eine erste Orientierungsfahrt mit dem Echolot bietet folgendes Bild: am Ufer befindet sich eine dichter, ca. 50-60 m breiter Krautgürtel, zusätzlich gibt es in diesem Bereich noch die berühmt berüchtigten Baumstümpfe. Hinter dem Kraut ist der Boden sehr sauber und überwiegend lehmig und fest. In ca. 120 m Entfernung befinden sich Bojen, die die Grenze der Angelzone markieren. Das Ausfahren der Ruten ist offiziell verboten. Unseren Plätzen ist ist in ca. 280 m eine große Insel vorgelagert, die ebenfalls von einem dichten Krautgürtel umgeben ist. Die maximale Tiefe auf dem Weg zur Insel beträgt 3 m (ca. auf Bojenentfernung). Wir möchten erst mal legal bleiben und entscheiden uns dafür unsere Ruten im Bereich ab Krautgürtel bis ca. 100 m Entfernung zu verteilen. Am Abend werden erst mal 10 kg Boilies und 15 kg Particles angefüttert. Nachdem auch alle Ruten platziert sind, können wir uns endlich in die Stühle zurücklehnen und ein Bier trinken. Bald übermannt uns die Müdigkeit und wir kriechen in unsere Zelte.

15.06.99:
Nach einer ereignislosen Nacht nehmen wir unser erstes Frühstück bei strahlendem Sonnenschein ein. Bald kommt auch Alain vorbei um sich zu erkundigen, ob wir schon was gefangen haben. Auf die Antwort, das sich noch nichts getan hat, reagiert er mit Kopfschütteln, anscheinend hatte er damit gerechnet, dass wir schon in der ersten Nacht Bisse kriegen würden. Der Tag vergeht mit Vorbereitungen für die nächste Nacht wie im Fluge. Wir wollen noch einmal gut anfüttern und dann die Futtermenge reduzieren. Ich erlaube mir an diesem Abend, auch eine Rute auf Bojenentfernung auszufahren.

Unsere Angelstelle

16.06.99:
Auch diese Nacht verläuft ohne Run. Heiner hat "Glück": bei ihm hat sich eine Schleie von 4 Pfund verirrt. Im Laufe des Tages bekommt er noch mehrere Dropbacks und kann noch Schleien bis 8 Pfund und eine Güster landen. Ich bekomme am Mittag auch eine Schleie an den Haken, diese geht allerdings im Kraut verloren. Am Abend füttern wir nur noch wenig an und ich fahre diesmal eine Rute auf 250 m Entfernung vor ein Krautbeet aus.

17.06.99:
Mein 30. Geburtstag. Nur Karpfenangler können so irre sein, dieses Fest an einem See in Frankreich zu begehen. Immerhin bleibt mir dadurch das Fegen erspart auch wenn Heiner mir schon androht, dass ich sein Bivvie ausfegen soll! Leider weigern sich die Karpfen hartnäckig mir zu "gratulieren" und so vergeht auch dieser Tag ohne einen Biss. Christian und Heiner hatten letzte Nacht mysteriöse Abrisse: in beiden Fällen piept es ein- bis zweimal und die Schnur war durch!!!

18.06.99:
Heiners Bruder Jens nimmt den weiten Weg zu uns in Kauf um uns über das Wochenende zu besuchen. Der Besuch kommt gerade Recht, denn Heiners Vorräte gehen schon zur Neige und am See gibt es keinen Laden. Mittlerweile fischen Christian und ich mit fast allen Ruten auf Bojenentfernung, eine Rute geht wieder auf 250 m raus. Heiner fängt fleißig Schleien, hat aber auch schon zweimal Kontakt mit einem Karpfen gehabt. Leider ging der erste Fisch sehr schnell in einem Baumstumpf verloren, der zweite Karpfen zog zunächst raus bis zur Boje, wickelte sich um das Seil und steuerte schließlich wieder auf das rettende Ufer zu um sich dort festzusetzen.

Schleie von 5 Pfund

19.06.99:
Wir entdecken zwei andere Karpfenangler, die ca. 1 km von uns entfernt sitzen. Dabei handelt es sich um einen Franzosen und einen Engländer, beide bekannt aus dem Starbaits-Katalog. Im Gespräch stellt sich heraus, dass die beiden in einer Zone sitzen in der Nachtangelverbot herrscht. Sie fischen daher nur tagsüber vor einem Krautfeld in ca. 150 m Entfernung. Genau dort scheinen sich die Karpfen aufzuhalten, denn die beiden Angler können dort Karpfen bis 54 Pfund landen und bekommen so ungefähr 15 Bisse in 5 Tagen!!! Langsam macht sich bei uns Unmut breit, die Karpfen scheinen sich zur Zeit nicht in unserem Gebiet aufzuhalten. Das Futter haben wir drastisch reduziert: Ich füttere nur noch mit einigen Boilies an PVA bzw. mit Boiliestücken dazu einige Karpfenpellets. Am Nachmittag starte ich mit Jens auf Erkundungstour zum Lac du Der. Verglichen mit diesem "Meer" ist der Lac de Madine geradezu winzig, immerhin ist der Lac du Der mit seinen 4800 ha mehr als viermal so groß. Durch den hohen Wasserstand, den der Lac du Der im Frühjahr hat, ist von den berüchtigten Schlammwüsten noch nichts zu sehen. Wir entdecken gleich einige Engländer und Franzosen, die sich auf einer der wenigen Nachtangelstrecken bereits häuslich eingerichtet haben. Besonders hart hat es einen Angler getroffen, der zwischen Zelt und Ruten eine lebhaft befahrene Zufahrtstrasse hat!!! Zurück am Madine, werden die Ruten für die nächste Nacht klargemacht.

20.06.99:
Die letzte Nacht verlief wie alle bisherigen Nächte sehr ruhig. Es hat sich über Nacht abgekühlt und es herrscht ein frischer Wind, der direkt in unsere Bucht bläst, eigentlich ideale Angelbedingungen. Die beiden Angler von Star-Baits haben eingepackt, seit gestern fischt ca. 500 m neben uns ein Holländer. Beim Einholen des Köders gibt es bei Christian plötzlich einen Ruck in der Rute. "Irgendetwas hängt da dran", ich mache schnell das Boot klar und dann fahren wir an den heftig kämpfenden Fisch heran. Dieser entpuppt sich leider nicht als Karpfen, sondern als 17-pfündiger Hecht!!! Der Hecht fiel einem Nussboilie zum Opfer und ist sauber gehakt. Das Vorfach ist allerdings schon so durchgescheuert, dass es wohl keine weitere Flucht mehr überstanden hätte. Am Abend dreht der Wind noch mal richtig auf und die Das Füttern mit dem Boot wird zur Schwerstarbeit. Zuguterletzt fängt es dann auch noch an zu regnen.

21.06.99:
Unser Abreisetag. Wenigstens regnet es nicht mehr und so können wir unsere Ausrüstung weitgehend trocken einpacken. Wir fahren noch kurz bei dem benachbarten Holländer vorbei, dieser hat in den vergangenen zwei Nächten auch noch nichts gefangen, hat aber ein Plateau in 300 m Entfernung entdeckt, an dem er schon seit Samstag füttert. Trotz der Pleite steht für uns bereits jetzt fest, dass wir unbedingt an den Lac de Madine zurückkehren wollen.

Fazit:
Ein wunderschöner See mit großen Karpfen, leider haben wir den Fehler gemacht, dass wir uns zu sehr auf einen kleinen Seeabschnitt konzentriert haben. Eine aktive Suche nach Karpfen hätte sicherlich Erfolge gebracht.

Der See:
Der Lac de Madine ist ein 1100 ha großer Stausee, der als Trinkwasserreservoir für die ca. 50 km entfernte Stadt Metz dient. Es gibt mehrere große Inseln und verzweigte Buchten. Die Nordseite ist mit dem Auto gut erreichbar, die Stellen am südlichen Ufer können besser mit dem Boot erreicht werden. Sowohl am Ufer, als auch mitten im See gibt es viele sehr dichte Krautfelder, dazu kommen noch Baumstümpfe, die sich aber weitgehend nur im Uferbereich finden. Es gibt jede Menge Krebse und Dreikantmuscheln. Der Karpfenbestand ist schwer einzuschätzen, 30-40-pfündige Karpfen werden regelmässig gefangen 50er und 60er gelegentlich. In den Krautbereichen halten sich viele Schleien und Brassen auf, die auch vor großen Ködern nicht zurückscheuen.

Blick auf den See

Fisherman Holidays:
Wie bereits erwähnt kann man über Fisherman Holidays eine reservierte Stelle buchen. Dies kostet pro Person und Woche 325,- DM (+ Angelschein) und beinhaltet auch die kostenlose Benutzung der sanitären Anlagen auf dem Campingplatz. Es gibt insgesamt 12 Stellen, die Plätze 1-4 liegen vor einer großen Insel, die anderen Stellen liegen am offenen See in Richtung Staumauer, dort ändert sich auch der Bodengrund von lehmig zu steinig-kiesig und es wird tiefer. Alle Stellen sind sauber und bieten gute Angelbedingungen. Alain Renard betreut die Angelstrecke und steht als Ansprechpartner zur Verfügung. Weitere Infos über die Gewässer von Fisherman Holidays und die Adresse der Firma gibt es hier.

Regeln:
Angelkarten erhält man im "Centre de Peche" in Madine 2-3. Seit diesem Jahr gibt es eine spezielle Nachtangelkarte für Karpfenangler. Diese muss man zusätzlich zur normalen Lizenz lösen, Gesamtpreis für beide: 390 Franc = 130 DM. Es gibt ausgewiesene Nachtangelzonen, dort ist auch das Aufstellen von Zelten erlaubt. Die Regeln am Lac de Madine sind recht streng, so ist z.B. das Ausfahren der Ruten verboten, geflochtene Schnüre werden eben so wenig geduldet wie Vorfächer mit mehr als 20 lbs Tragkraft, als Hakengröße ist maximal Gr. 2 erlaubt und eine Unhooking Mat in ausreichender Größe ist Pflicht. In der Praxis zeigt sich aber, dass diese Vorschriften (noch) nicht kontrolliert werden. Wer sich am See einigermaßen vernünftig verhält und keinen Müll liegen lässt, sollte eigentlich keine Probleme bekommen. Gefischt werden darf mit vier Ruten, das erweist sich auch als sinnvoll, denn so kann man mit zwei Ruten an einem festen Futterplatz fischen und die anderen zwei Ruten variabel platzieren.

Ausrüstung:
Ruten von 2,5-3,75 lbs bestückt mit großen Rollen, z.B. Emblem oder Biomaster sind vorteilhaft. Ich empfehle eine 6-8 m lange Schlagschnur aus Dyneema und eine Hauptschnur im Durchmesser um 0,35 mm. Abrisse an Baumstümpfen und im Kraut lassen sich leider nicht immer verhindern und so sollte man ausreichend Ersatzbleie mitnehmen. Je nach Standort sind Rodpods und/oder Highpods erforderlich. Ein geräumiges sturmfestes Zelt sollte eben so wenig fehlen wie ein stabiles Boot und ein Echolot. Wer Particles füttern will, sollte auch einen leistungsstarken Kocher mitnehmen, denn das Abkochen der Partikelköder ist am Madine Pflicht (sollte generell selbstverständlich sein)!

Futter:
Es sind keine Unmengen an Futter erforderlich. Man sollte zunächst ein paar Hände Boilies pro Rute anfüttern und abwarten. Wenn sich Bisse einstellen, kann man dann die Futtermenge leicht erhöhen. Die Boilies sollten nicht zu klein (ab 18 mm) und vor allem hart sein. Als Particle hat sich besonders Hanf bewährt.

Big Carps am Lac de Madine

FW


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